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Bayerischer Spaß ohne Rücksicht auf Verluste

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Sich auf Stefan Straubingers exzessive Musikperformance einzulassen, war ein Wagnis. Im Anschluss an die Vernissage der Ensdorfer Künstler fand es wegen widriger Witterung nicht im romantischen Klosterinnenhof, sondern im oberen Kreuzganges und war ein Erfolg.

Musik und Kultur im Kloster war wieder einmal angesagt – diesmal spezielle Musik – „bayerischer Spaß ohne Rücksicht auf Verluste“. Zuvor aber stellte Stefan Huber, der Leiter der Umweltmusikwerkstatt Kloster Ensdorf, den „Ausnahmemusiker mit interessanten Instrumenten“ vor: Stefan Straubinger aus Oberbayern mit Bandonion, Drehleier, Maultrommel & voice. Der Musiker begrüßte „alle Kunst- und Musikbegeisterten und Nicht-Fußballinfizierten“. Sein Konzert begann er mit einem „Pseudojodler“ auf der Drehleier. „Hollaridio, dirio“. Dann bestätigte er: „Jetz woaß i, dass d’ Oberpälzer niat bloß indirekt jodeln kenna!“ Es folgte ein „alter Tanz aus dem Montafon“ auf dem Bandonion, dann „Oh, Björn!“, dessen Melodie ihm beim Spazierengehen eingefallen war, und die er per Handy auf den Anrufbeantworter gepfiffen hat; erklärte Straubinger. Ein „verlupter Maultrommel-Boarischer und ein „Landler“ auf der Drehleier sorgten weiter für Stimmung. Von einem Tangogeiger habe er das Tangospielen gelernt, klärte er das Publikum auf und interpretierte „Nanana, lalala, nanana“, gefolgt vom urbayrischen „Springt der Hirsch übern Bach, springt der Hans übern Zaun“, wozu alle Zuhörer mitsangen und mitklatschten. Seine Erklärung des Prinzips der Drehleier, fanden alle lustig, besonders als er seine „D-Moll-7, D-Dur-7-Improvisation vortrug und „Ja, ja, jaaa! Hey, Uuh!“ auf dem Bandonion zum Besten gab.

Nach der Pause folgte eine Mazurka, die eigentlich „Mai-Zurka“ heißen Müsste, weil sie im Mai eingefallen war. Sein Blues, den er angeblich bei einem „alpenländischen Adventssingen“ auf der Drehleier gespielt hat, war schon sehr gewöhnungsbedürftig. Straubinger räumte denn auch ein: „D’ Leit ham zum Tuscheln ang’fanga – aber i hob mein Blues weitergspuilt. Dann ham s’ mi nie wieder eing’laden zum alpenländischen Adventssingen!“  Alle snagen mit beim Maultommel-Luper und dem Mundharmonikaspiel von „Hinten bei der Stodeltür steht a alter Musketier, spielt auf seiner Baßgeign af, hot koa Saitn draf“. Dann folgte der türkische „Janeka-Tanz“ auf der Drehleier, der fast wie ein Zwiefacher klang. Auf den bayerischen Tanzböden, den Diskos halt, wird selten mehr „Hans, bleib do“ gespielt. Straubinger brachte dies aber auf dem Bandonion in ganz eigener Art und Interpretation fertig. Das Publikum sang den Refrain mit. Der Henagschroa „Ga, ga, ga, uup!“ klang auf der Drehleier einmalig originell. Zum rhythmischen Gackern klatschte das Publikum wieder mit.

Nach lang anhaltendem Dauerapplaus meinte der urig bayerische Musiker lapidar: „Da muaß i wohl no oan spuiln!“ Daraus wurden allerdings mehrere Zugaben. Zuletzt eine alte Melodie aus dem 18. Jahrhundert aus dem schwäbischen Zimmetshausen und einem französischen Tanz, der bisher noch keinen Namen hatte. Kurzerhand taufte ihn Stefan Straubinger „Ensdorf Bourree“. Insgesamt ein besonderer Abend „bayrisch-erdig-hantig“ mit traditionell bayerischer Musik, Funk, Jazz, Rock. Pop und Tango auf urbairischen Instrumenten und groovigem Sound.