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„Bauhaus“ hautnah erlebt

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Am Sonntag traf sich eine zehnköpfige Gruppe des Heimat- und Kulturverein Ensdorf zu einer öffentlichen Führung durch die „Glaskathedrale“ in Amberg, dem letzten von Walter Gropius entworfenen Industriebau. Der jetzt zur Riedel-Nachtmann-Gruppe gehörende, 1970 fertig gestellte Betrieb steht heute unter Denkmalschutz, fertigt aber im Dreischichtbetrieb nach wie vor Glas.

Um den laufenden Betrieb nicht zu stören, ging dem Gang durch die Halle, die jetzt mit eine automatischen Fertigungsstraße bestückt ist, ein Vortrag im Schauraum der Fabrik voraus. Hier erfuhren die Gäste viel Interessantes über die Geschichte der Glashütte, über ihren Architekten Walter Gropius und die Bauhaus-Philosophie sowie über den Auftraggeber Philip Rosenthal.

„Ein Ding ist bestimmt durch sein Wesen. Um es so zu gestalten, dass es richtig funktioniert – ein Gefäß, ein Stuhl, ein Haus –, muss sein Wesen zuerst erforscht werden; denn es soll seinem Zweck vollendet dienen, d. h. seine Funktion praktisch erfüllen, haltbar, billig und ‚schön‘ sein.“ So verstand Walter Gropius seine Arbeit. Die Funktion – optimale natürliche Belichtung und Belüftung - erfüllt die Glashütte in eindrucksvoller Weise, wie man aus den Erklärungen der Führerin erfahren konnte. Die relativ preisgünstige Herstellung aus Stahlbeton-Fertigteilen und Glaselementen führte zu einem optisch beeindruckenden, an das Mittelschiff einer Kathedrale erinnernden Bau, der bis heute kaum Erosionserscheinungen zeigt.

Der aufschlussreiche Nachmittag fand seinen Ausklang in einem Biergarten bei anregenden Gesprächen und erfrischenden Getränken.

Foto: Heimat- und Kulturverein Ensdorf, Hildegund Domanits