Ausbildungsreife ist das A und O
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung, Schule
Viel konnte man zuletzt zu diesem Thema in der Zeitung lesen: Nicht selten beklagen Handwerksbetriebe und mittelständische Unternehmen die mangelnde „Ausbildungsreife“ der Bewerber um Ausbildungsplätze. Zum Teil könnten Stellen nicht besetzt werden, weil geeignete Kandidaten fehlten.
Um dem zu begegnen referierte ein echter „Insider“ der Industrie- und Handwerkskammer, Dipl.- Ing. Richard Brunner, vor den Abgangsklassen der Volksschule Ensdorf. Er verdeutlichte dabei zunächst einmal die Aufgabengebiete der Industrie- und Handelskammer (IHK) an sich und deren Möglichkeiten und Angebote für die angehenden Auszubildenden: Was, wenn der neue „Lehrherr“ sich nicht an Bestimmungen hält, man nur wenig im Betrieb lernt oder Ausbildungsrichtlinien missachtet werden? Die IHK bietet Hilfe und Unterstützung an, regelt die Ausbildungs- und Prüfungsinhalte. Gleichzeitig koordiniert sie unterstützende Maßnahmen, um die Berufsneulinge rundum fit zu machen für die Ausbildung.
Besonderen Wert legte Richard Brunner auf die Tatsache, dass Hauptschülern alle Wege offen stehen – auch er stamme aus dieser Schulart – was er mit dem Ensdorfer Bürgermeister Markus Dollacker und vielen, vielen anderen erfolgreichen Vertretern aus dem Berufsleben gemeinsam hat: „Du musst dich entsprechend präsentieren, zeigen, dass du willst und aus der Schule und den beruflichen Orientierungsmaßnahmen einfach das Möglichste mitnehmen, dann stehen dir alle Türen offen - unsere Betriebe suchen händeringend diesen Hauptschulabsolventen!“
Ganz entscheidende Bedeutung kommt, so brachte er es im Gespräch deutlich zum Ausdruck, der Einstellung und Unterstützung durch die Eltern zu: Schule allein kann´s nicht richten, die so genannten „Grundtugenden“ müssen auch und gerade im Elternhaus gepflegt und abverlangt werden – das beginnt mit den Aufgaben als Schüler (Hausaufgaben!) und endet beim regelmäßigen Beitrag des Einzelnen zum familiären Miteinander und der zuverlässigen Übernahme auch nur kleiner Tätigkeiten für die Angehörigen. Von daher wird auch klar, dass Jugendliche, die sich ehrenamtlich für die Gemeinschaft engagieren, bei den Betrieben gern gesehene Bewerber sind, denn: Wer Freizeit für Andere opfert ist auch eher bereit, flexibel und leistungsbereit im Unternehmen mitzuarbeiten.
Gefallen und aktive Unterstützung durch die IHK finden auch die an der Haupt- und künftigen Mittelschule inzwischen weit verbreiteten Projekte zur vertieften beruflichen Orientierung: der in Ensdorf von der 5. bis zur 9. Klasse mit abgestuften Maßnahmen angefüllte Vorhabenplan, der sogenannte BO- Pass (= Berufsorientierungspass), den jeder Schüler im Laufe seiner Schulzeit durchläuft, weist in die richtige Richtung.
Schulleiter Siegfried Seeliger bedankte sich am Ende nochmals ausdrücklich bei Richard Brunner, der den weiten Weg von Cham gerne auf sich genommen hatte – um anschließend schnell mal für 2 oder 3 Tage nach Prag weiter zu reisen, um dort für einen Empfang in der Deutschen Botschaft mit ca. 800, z.T. hochrangigen Wirtschaftsvertreter aus Deutschland und Tschechien verantwortlich zu zeichnen.