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Arbeiten am Boden in vollem Gange

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Am 17. Oktober 1717 wurde die reich ausgestattete und mit herrlichen Deckenfresken von Cosmas Damian Asam versehene barocke Klosterkirche der ehemaligen Benediktinerabtei Ensdorf dem Hl. Jakobus dem Älteren geweiht. 1963 fand die letzte große Renovierung statt. Bis zum 300-jährigen im Jahr 2017 Weihejubiläum soll sie in neuem Glanz erstrahlen.

Deshalb erfolgt derzeit eine umfassende Restaurierung und Sanierung des Innenraums der heutigen Pfarrkirche St. Jakobus (MZ berichtete bereits mehrmals ausführlich). Bereits 2011 wurden genaue Voruntersuchungen durchgeführt, denen 2012 Befunduntersuchungen der historischen Substanz folgten. 2013 wurde Kirche und die herrlich holzgeschnitzte Sakristei „begast“, um den eifrig nagenden Holzwurm zu vertreiben.

Im Zuge der Innensanierung, die mit 3,1 Millionen Euro veranschlagt ist, werden auch Elektroinstallationen, Beleuchtungs- und Lautsprecheranlagen erneuert bzw. optimiert, unter den Sitzbänken eine induktive Höranlage - umgangssprachlich Gehörlosenschleife genannt - sowie eine Temperierung des Sitzbankbereichs integriert. Der Altarraum wird neu gestaltet. „Die Ensdorfer Pfarrkirche St. Jakobus soll durch die Innensanierung und Altarraumgestaltung mit ihren alten Schätzen mit in die heutige Zeit genommen werden“, so Architektin Carola Setz aus Regensburg, welche die Sanierung seit Jahren sehr engagiert betreut.

„Nachdem seitens einzelner Förderstellen die Förderzusagen etwas verspätet eingegangen sind und damit die Angebotseinholungen erst im zweiten Quartal dieses Jahres erfolgen konnten, konnte erst ab Mitte Juni mit der Baumaßnahme begonnen werden“, berichtet die Architektin der MZ. Erster Schritt war die Räumung des Kirchenraums, der Sakristei und der Nebenräume im ehemaligen Kreuzgang durch viele fleißige ehrenamtliche Helfer der Pfarrei, ebenso der Abbau der mobilen Ausstattung wie Figuren, Kreuzwegstationen, Kerzenleuchter und sonstiger liturgischer Gegenstände. Sie sind nun in einem gesonderten Raum des Klosters untergebracht. Altäre und Gemälde wurden so weit wie möglich durch den zuständigen Diplom-Restaurator Ulrich Weilhammer aus Gangkofen verhängt „Fachausdruck: eingehaust), um sie vor Staub zu schützen. Anfang Juli mussten die Orgelpfeifen vom Orgelbauer abgebaut bzw. gesichert werden. Dann erst konnte der schadhafte Sockelputz von Helfern der Pfarrei unter Aufsicht der Restauratorin vorsichtig abgeschlagen werden.

„Nach Baustelleneinrichtung Mitte Juli war der Weg frei für die restauratorische Überarbeitung des historischen Natursteinplattenbelags aus Kalkstein aus dem Kelheimer Raum, der im Rosenspitzmuster verlegt ist. Diese Arbeiten erfordern hohe handwerkliche Kunst und restauratorische Sensibilität von den Fachleuten der Firma Monolith aus Bamberg, die auf Steinrestaurierung und -sanierung spezialisiert ist. Da es sich hier um einen Boden handelt, der schon zur Bauzeit um 1715 verlegt wurde und bis in die heutige Zeit erhalten geblieben ist, waren natürlich auch die ‚Gebrauchsspuren’ und Schäden wie gebrochene Platten, abgeschieferte Oberflächen, starke Verschmutzungen, offene Fugen und dergleichen zu verzeichnen. Das Vorhandensein eines bauzeitlichen Natursteinbodens ist keine Selbstverständlichkeit, da gerade in der Nachkriegszeit diese Böden oft entfernt und durch neue Plattenbeläge ersetzt wurden“, erklärt die Architektin gegenüber der MZ.

Die Instandsetzung des Bodens und der Stufenanlagen an den Altären erfolgt in vielen aufeinander abgestimmten Arbeitsschritten. Wie Sicherung des Untergrundes durch Haftfüllung, Ausbauen und Kleben von einzelnen gebrochenen Platten, Entfernen von schadhaften Fugen, Ergänzen von Schadstellen mittels speziellen, auf den Belag abgestimmten mineralischen Mörteln, Erneuerung der Fugen, Reinigen der Platten, vorsichtiges Schleifen der Oberflächen usw. Zudem mussten im Boden Leerrohre für Elektrokabel verlegt werden.

„Bei all diesen Arbeiten kommt es hin und wieder auch zu Überraschungen“, weiß Architektin Carola Setz. „So trat beim Öffnen des Bodens im Mittelgang plötzlich ein Hohlraum zutage, der ein Skelett barg. Nach Rücksprache mit Frau Dr. Codreanu, Archäologin des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, wurde der Fund mittels Fotografien dokumentiert und konnte dann wieder verschlossen werden.“

Parallel zu den intensiven Arbeiten am Boden wurden auch die Sandsteingewände der Fenster einschließlich der Windeisen und der Bleiverglasungen instandgesetzt. Hierzu wurden Anfang September innen und außen Gerüste aufgestellt, die Fenster im Anschluss ausgebaut und Gewände und Windeisen instandgesetzt.

„Die Arbeiten am Boden sind in vollem Gange und werden auch noch einige Wochen andauern. So kann auch die Kirche nicht, wie zunächst angestrebt, an den Weihnachtsfeiertagen genutzt werden. Im Frühjahr 2015 wird dann das Innengerüst gestellt, um bei entsprechenden Temperaturen mit der Restaurierung der Raumschale, Fresken und Altären beginnen zu können“, berichtet die Architektin. Trotz Verzögerungen sind sie, Pfarrer Pater Hermann Sturm und die Kirchenverwaltung zuversichtlich, dass die Renovierungs- und Sanierungsarbeiten pünktlich abgeschlossen werden können, so dass die Pfarrkirche St. Jakobus zum 300-jährigen Weihejubiläum im Jahr 2017 in neuem Glanz erstrahlt.

Veit Auer, der 40-jährige Vorarbeiter der Firma Monolith aus Bamberg berichtet, dass bei der kompletten Sanierung des Fußbodens und der Stufenanlagen 2050 Meter Bodenfugen zu behandeln sind und die 450 Quadratmeter Boden aus rund 4500 Platten bestehen. Wegen der Kabelanlagen brauchte man 125 alte Platten mehr, die aus einem „Lager“ im Kirchturm stammen. Von Montag bis Mittwoch arbeitet die Firma derzeit mit fünf Fachleuten von 7 bis 19 Uhr und am Donnerstag von 7 bis 16 Uhr.  

Die Kosten für die Renovierung der Ensdorfer Pfarrkirche St. Jakobus werden mit 3,1 Millionen Euro beziffert. Zuschüsse kommen von der Diözese Regensburg, vom Landesamt für Denkmalpflege und aus weiteren Fördertöpfen. „Dennoch werden wohl einige Hunderttausend Euro an der Pfarrgemeinde hängen bleiben“, rechnet Kirchenpfleger Johann Fink.

Wer einen finanziellen Beitrag zur Renovierung und Sanierung des Innenraums der Kirche und der Sakristei leisten möchte, kann Geld auf das Spendenkonto 500 206 784, Kennwort Kirchenrenovierung, bei der Raiffeisenbank Unteres Vilstal, BLZ 760 696 11, einzahlen.