Angst vor einem Luchs – Jetzt nicht mehr
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung, Schule
Gleich zu Beginn ergab eine Umfrage, dass die meisten von uns schon ein mulmiges Gefühl oder Angst hätten, sich in einem Wald aufzuhalten, in dem ein Luchs lebt. Bei uns gibt es keine Luchse mehr, allerdings wurden sie im Nationalpark Bayer. Wald wieder angesiedelt. In einem Zeitungsartikel wurde berichtet, dass auch in Kemnath/Buchberg, Königsstein, ja sogar im Hirschwald welche gesehen wurden. Es ist gut möglich, dass sich in nächster Zeit auch wieder in unserer Gegend der Luchs ansiedelt.
Anschließend wurden folgende Themen angesprochen:
Merkmale
- Pinselöhrchen (Härchen)
- Stummelschwanz
- geflecktes Fellmuster (ähnlich Leopard): dient zur Tarnung
- lange Beine/hochläufig: guter Springer
- große Tatzen: verhindern Einsinken im Schnee
- einziehbare Krallen u. dichtes Fell mit steifen Haaren zwischen den Ballen: leises Anschleichen
- äußerst gutes Seh- und Hörvermögen (Nachtsichtaugen)
- Backenbart
- Größe: etwa wie Schäferhund
- Gewicht: ca. 20 kg (bis zu 30 kg)
- Männlich: Kuder; weiblich: Katze
- 1 bis 5 Junge im Mai/Juni, etwas schwerer als Katzen: werden 10 Monate geführt
- Jungsterblichkeit bei 80%: d.h. von 5 Jungen überlebt nur 1!
- Alter bis 15 Jahre
- Spuren rund, wie Katzen, aber 6 – 9 cm, meist ohne Krallenabdrücke
Lebensraum:
Gebiete mit störungsarmen Rückzugsräumen wie z.B.:
- felsenreiche Gebiete
- großen Wälder mit Fichtendickichten
- aber auch strukturierte Kulturlandschaft: leichte Beute an der Feld-Wald-Grenze
Nahrung:
Hauptbeute: Schalenwildarten wie Reh, Gämse, Mufflon,
aber auch Rotwild, Hase, Fuchs, Wildschwein, Marder, Wild- und Hauskatze, Kleinsäuger (z.B. kleiner Hund) und Vogel
Jagdstrategie:
- Lauern, Anschleichen, kurzer Sprint, weiter Satz
- angewiesen auf Unachtsamkeit der Beute
- Intervalljagd: nach missglückter Jagd wechselt er das Gebiet, um wieder auf unvorsichtiges Wild zu treffen.
- frisst an einem erlegten Reh ca. 5 Tage
Raumbedarf und Sozialverhalten
- Reviergröße: Männchen: kreisförmiges Gebiet mit ca. 25 km Durchmesser, 12 km
- Einzelgänger, soziale Kontakte: Mutter zu Jungen, aber auch zu Reviernachbarn
Nachweismöglichkeiten:
Der Luchs ist meistens in der Dämmerung oder nachts unterwegs, deshalb für den Menschen praktisch unsichtbar.
Seine Anwesenheit kann man nachweisen durch
- Rissmerkmale: Kehlbiss, Muskelfleisch bevorzugt (nicht Innereien und Fell), beginnt am Schinken, an Wirbelsäule entlang, verscharrt noch nutzbare Beute mit Laub, Erde oder Schnee
- Fährten: Trittsiegel wie von Katzen, aber größer, nämlich 6 – 9 cm Durchmesser, Größe variiert aber je nach Untergrund, meist ohne Krallenabdrücke, Vorderpfote deutlich größer als Hinterpfote
- Losung: etwa daumendick, mehrere walzenartige Teilstücke, enthält Haare des Beutetiers, manchmal aber breiig oder dünnflüssig, meistens Verscharren des Kots
Probleme
- mit Jägern: gleiche Beute, ca. 50 Rehe pro Jahr, aber: es gibt ca. 2500 Rehe in dieser Reviergröße
- mit (anderen) Menschen: Angst, aber: Luchs meidet Menschen, “kann sie nicht riechen“
Nach diesen Informationen zeigte uns Herr Berendes noch Felle von Bär, Luchs, Wolf und Wildschwein, die wir sogar umhängen und aufsetzen durften.: Die Gerüche gefielen nicht allen Kindern. Außerdem gab es einen präparierten Fischotter, Schädelknochen von Luchs und Bär sowie Abdrücke von Spuren zu sehen.
Die zwei Stunden mit Herrn Berendes machten uns riesig Spaß. Wir erfuhren dabei viel Interessantes. Eine erneute Umfrage ergab, dass jetzt keiner mehr von uns Angst hätte, sich im Revier eines Luchses aufzuhalten.
Bei diesem Bericht wirkten folgende Kinder mit: Adamietz Oliver, Bär Susanne, Chrapek Melanie, Dechant Stefanie, Graf Johanna, Sander Jennifer, Weiß Julia.