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An einer besseren und friedvolleren Zukunft bauen

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Reservisten bildeten beim Volkstrauertag die Ehrenabordnungen an den Kriegerdenkmälern in Ensdorf, Thanheim und Wolfsbach. Im Kirchenvorhof in Ensdorf flankierten sie die Fahnenabordnungen des Krieger- und Reservistenvereins sowie der Freiwilligen Feuerwehr Ensdorf. Die Blaskapelle Ensdorf unter Leitung von Hubert Haller intonierte zur Gedenkfeier „Ich bete an die Macht der Liebe“.

Nach einem feierlichen und denkwürdigen Gottesdienst im Pfarrsaal Ensdorf gedachten  – wie in den Filialen Thanheim und Wolfsbach –  Gläubige der vielen Gefallenen, Vermissten und Verstorbenen nicht nur der beiden Weltkriege und des nationalsozialistischen Regimes, sondern auch von Terrorismus und Bürgerkriegen in aller Welt, nicht zuletzt der in Auslandseinsätzen gefallenen deutschen Soldaten.

„Der Volkstrauertag soll uns Bewusstsein stärken, an einer besseren und friedvolleren Zukunft zu bauen“, erklärte Pfarrer Pater Hermann Sturm. „Doch die Welt wird nicht friedvoller, sondern friedloser. Er zitierte einen englischen Staatsmann, der gesagt hat „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.“ Drastischer könne man es nicht formulieren und dennoch habe es sich noch nie mehr bewahrheitet als in unserer jüngsten Zeit. „Wenn nicht direkt Krieg, dann haben wir Terrorismus wie jetzt in Paris, Gewalt, Brutalität, Menschenverachtung. Eine Welt ohne Ehrfurcht vor Gott, ohne Anerkennung und Beachtung seiner Gebote, ohne Achtung vor der Menschenwürde wird es keinen Frieden und kein menschenwürdiges Zusammenleben geben, sondern die Welt gerät immer mehr aus den Fugen“, hob Pfarrer Sturm hervor. Jesus habe immer wieder gesagt, wie eine Welt ohne Gewalt sein könnte: „Selig die Friedfertigen, die keine Gewalt anwenden.“ Gerade als Christen seien wir aufgefordert – im Kleinen angefangen – für eine bessere Welt einzutreten. Auch jetzt in unserer sehr schwierigen Situation durch Hunderttausende von Flüchtlingen, die leben wollen in Freiheit und Menschenwürde. Christus habe sich aller Menschen angenommen und sich hingegeben ohne Schranken zum Heil der Welt. Paulus fordere uns auf mitzubauen an einer Welt der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. „Nur wenn wir uns alle als Kinder des einen Vaters im Himmel verstehen lernen, kann Friede werden“, schloss Pfarrer Pater Hermann Sturm seine Ansprache. Dann wurde für alle Opfer von Krieg, Terror und Gewalt und deren Hinterbliebenen gebetet; für den Frieden und ein gutes Klima in allen Lebensbereichen, in Stadt und Land, in Schulen und Betrieben, in der Kirche, unserer Nachbarschaft und unseren Familien. „Gib, dass wir uns nicht abfinden mit den Kriegen in dieser Welt. Hilf uns, Zeichen der Hoffnung zu setzen durch Taten der Liebe. Lehre uns, einander das Leben zu gönnen und Frieden zu machen.“

Bevor 2. Bürgermeister Karl Roppert seine Gedenkansprache zum Volkstrauertag hielt, spielte die Blaskapelle „So nimm denn meine Hände“.

„In diesem Jahr sind es bereits 70 Jahre, dass der schreckliche Zweite Weltkrieg – Gott sei Dank – sein Ende gefunden hat. 70 Jahre Frieden für das leidgeprüfte deutsche Volk und 70 Jahre Frieden zumindest in großen Teilen Europas. Aber wenn wir die jüngsten Ereignisse in Paris uns vor Augen führen, müssen wir uns fragen: Ist der Krieg nach Europa zurückgekehrt?“ fragte der Bürgermeister. Auch nach 70 Jahren dürfe man nicht vergessen, dass in diesem unseligen Krieg, in diesen wahnsinnigen sechs Jahren des Zweiten Weltkrieges

55 Millionen Menschen ihr Leben lassen mussten, was bedeutet, dass in jeder Minute 17 Menschenleben ausgelöscht wurden. „Wir müssen alle gemeinsam alles dransetzen, dass so etwas Schreckliches nicht nochmals geschehen kann“, rief Roppert auf.

Der jährliche Volkstrauertag müsse uns allen verstärkt die unfassbaren Leiden und Qualen in Erinnerung rufen. Für viele Soldaten sei zwar vor 70 Jahren der Krieg beendet gewesen, doch hätten sich zum Teil noch viele Jahre Kriegsgefangenschaft angeschlossen, in denen das Leben auch nicht leichter gewesen sei. Es sei wichtig, dies im nicht aus den Augen zu verlieren. „Wenn auch in unserem eigenen Land Frieden herrscht, so dürfen wir nicht vergessen, dass in den letzten Jahren und auch jetzt noch, deutsche Soldaten in einigen Krisengebieten eingesetzt sind und schon viel zu viele ihr Leben lassen mussten“, gab Bürgermeister Roppert zu bedenken. „Selbst Europa ist nicht kriegsfrei. Vor allem die Vorgänge in Syrien erschüttern uns täglich, auch das Leid und die Strapazen der Flüchtlinge.“ Viele ältere Mitbürger hätten dies selbst erfahren und durchmachen müssen. Deshalb müssten wir das Gedenken und die Erinnerung auch in den nächsten Jahren hochhalten als Mahnung für die Zukunft.

„Hoffen und arbeiten wir alle zusammen an einem Ziel: Frieden. Es sollen unsere Kinder und Enkelkinder auch in Frieden leben können und von Kriegshandlungen verschont bleiben. Beten und bitten wir täglich, dass uns der Frieden erhalten bleibt und dort Frieden einkehrt, wo dies nicht der Fall ist“, forderte Roppert.  

Zu „Ich hatt’ einen Kameraden“ senkten sich die Fahnen und 2. Bürgermeister Karl Roppert legte mit dem Vorsitzenden des Krieger- und Reservistenvereins, Erich Brem, „im Gedenken aller Verstorbenen und Opfer der Kriege“ am Ehrenmal einen Kranz nieder, während Josef Hammer Ehrensalut schoss und die Kirchenglocken läuteten. Mit der Bayernhymne und dem Deutschlandlied endete die würdige Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Ensdorf.