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100-jähriges Bestehen groß gefeiert

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Am Wochenende feierte der Krieger- und Reservistenverein Ensdorf sein 100-jähriges Bestehen. Die Schirmherrschaft hatte dazu ganz spontan Ehrenmitglied Peter Hammer übernommen. Nachdem er als Schirmherr für das Wetter verantwortlich ist, überreichte ihm Vorsitzender Erich Brem einen Sonnenschirm, statt eines Regenschirms.

Beim Kommersabend am Samstag zum 100-Jährigen Vereinsjubiläum sorgte „S’ Hennagschroa“ mit zünftiger Volksmusik für Unterhaltung. Brem begrüßte neben Mitgliedern und Freunden des Vereins auch Landrat Reichard Reisinger, 1. Bürgermeister Markus Dollacker, 2. Bürgermeister Karl Roppert, Altbürgermeister und Ehrenmitglied Georg Dirmeier, Ehrenvorsitzenden Adolf Scharl.

Nach dem gekonnten Bieranstich meinte der Schirmherr: „100 Jahre Kriegerverein und Fahnenweihe ist eine lange Zeit. 100 Jahre Freud und Leid.“ Er blickte auf 80 Jahre Geschichte und die Veränderungen zurück, berichtete in bewegenden Worten aus seinem eigenen Leben mit dem Beginn des 2. Weltkrieges 1939, seinem Kriegseinsatz ab 1942 in Russland, den Kriegsverlauf und seine vier Jahre und drei Monate dauernde Gefangenschaft in einem russischen Kohlebergwerk. „Ich hoffe und wünsche, dass das alles unserer jetzigen Jugend erspart bleibt!“

Landrat Richard Reisinger gratulierte dem Jubelverein zum vollen Jahrhundert und empfahl, sich der„Gnade des Friedens“ bewusst zu sein. „Feiert unbeschwert und haltet, wie es auf eurer Fahne steht ‚In Treue fest!’“ Im Gegenzug zu seinem Scheck überreicht Vorsitzender Brem ihm den Wimpel des Ensdorfer Krieger- und Reservistenverein.

Bürgermeister Markus Dollacker erinnerte daran, dass der Verein „in 100 Jahren eine stolze und bewegte Zeit erlebt“ habe. „Krieg und Reserve sind jetzt nicht mehr Hauptgrund des Vereins, sondern Frieden“, betonte er, bevor auch er seinen Scheck überreichte.

Erika Smola, die seit Jahren für den Blumenschmuck des Kriegerdenkmals in Ensdorf sorgt, wurde als kleiner Dank ein Blumenschmuck überreicht. Neben der restaurierten Vereinsfahne aus dem Jahr 1912 ziert die Frontseite des Festzeltes ein Schild mit der Aufschrift: „1912 – 2012: Wir waren Soldaten, wir bleiben Kameraden!“

Später wurden zahlreiche Mitglieder des Krieger- und Reservistenverein Ensdorf  für langjährige Mitgliedschaft und besondere Verdienste mit Urkunden, Treuenadeln, Ehren- und Verdienstkreuzen geehrt.

Mit Dankesurkunden für 25 Jahre Vereinszugehörigkeit wurden August Berschneider, Michael Dollacker, Josef Donhauser, Hans Geck, Gottfried Gietl, Josef Hammer, Manfred Hantke, Johann Heimler, Arnold Hiltl, Anton Hofmann, Kurt Hügelschäffer, Franz Metschl, Johann Rost, Werner Scharl, Walter Schwarzer, Georg Singer, Josef Sperl und Heinrich Türk, für 30 Jahre Gerhard Krause, Dieter Mende, Richard Reiser, Josef und Karl Roppert, Michael Rothut und Bernhard Teich geehrt. Das Ehrenkreuz für besondere Verdienste erhielt in Bronze Achim Hantke, in Silber Josef Sperl, Herbert Dietz, Harry Hawliceck, Johann Donhauser, Peter Hammer jun. und Josef Koller, in Gold Heiner Hammer, Manfred Seitz, Josef Hafenbradl, Helmut Neumann, Georg Hiltner, Erich Henle und Josef Wein. Für 50 Jahre Vereinszugehörigkeit bekamen Isidor Rost, Ehrenvorsitzender Adolf Scharl, Altbürgermeister und Ehrenmitglied Georg Dirmeier, Johann Hiltner, Josef Kaluza sowie Schirmherr und Ehrenmitglied Peter Hammer sen. die Treuenadel samt Urkunde. Als ganz besondere Auszeichnung wurden Ehrenvorsitzendem Adolf Scharl und Vorsitzendem Erich Brem das Verdienstkreuz der Bayerischen Krieger- und Soldatenvereinigung in Bronze angeheftet.

Gut erinnert sich der 88-jährige Schirmherr und Ehrenmitglied Peter Hammer noch an die Wiedergründung des Kriegervereins Ensdorf im Jahr 1950. „Während der Nazizeit war ja der Verein ‚ausgeschaltet’ bzw. verboten. Dann versammelten sich 1950 rund 60 überlebende  Kriegsteilnehmer in der Klosterschänke zur Neugründung des Kriegervereins. Heute sind wir nur mehr sieben im nunmehrigen Krieger- und Reservistenverein. 1961 traten als erste Reservisten der Bundeswehr Gerald Will, Isidor Rost und Adolf Scharl dem Verein bei. 1983 dann wurde der Verein in Krieger- und Reservistenverein Ensdorf umbenannt.“ 

Reservistensprecher Heiner Hammer macht sich Sorgen um die Zukunft des Krieger- und Reservistenverein Ensdorf. „Früher mit unserer Pateneinheit, der Panzerpionierkompanie 120, hatten wir gute Zusammenarbeit und durch deren Unterstützung auch Vergleichsschießen, zwei feierliche Gelöbnisse und einmal die Friedenswallfahrt in Ensdorf, waren mehrmals beim Sommerbiwak der Einheit in Bogen eingeladen. Doch seit schon etlichen Jahren haben wir keine Pateneinheit mehr. Durch den Truppenabbau und nun durch die Abschaffung der Wehrpflicht haben wir erhebliche Nachwuchssorgen in unserem Verein. Dazu kommen noch die vielen Auslandseinsätze der Bundeswehr. Da ist es nur verständlich, dass die Leute nach langem Aufenthalt in Kriegs- und Krisengebieten zumindest zunächst wenig Interesse an einer Reservistenkameradschaft haben. Wegen der geschwächten Kontingente haben wir auch zu unserem 100-jährigen Jubiläum keine Fahrzeugschau bekommen. Nun halten wir halt jedes Jahr Vergleichschießen mit örtlichen Vereinen, beteiligen uns am Gemeindefest, unterstützen aber auch immer wieder soziale Einrichtungen, spenden für Katastrophengebiete und sammeln für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, stellen Ehrenabordnungen beim Volkstrauertag.“

Zweiter Festtag

Mit einem Kirchenzug des Jubelvereins zusammen mit den Fahnenabordnungen der übrigen Vereine der Gemeinde begann der zweite Tag der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Krieger- und Reservistenverein Ensdorf. Voraus die Blaskapelle Ensdorf mit schmissiger Marschmusik. Sie gestaltete auch musikalisch den Festgottesdienst, den Pfarrer Pater Hermann Sturm in der Pfarrkirche St. Jakobus zelebrierte.

„In unserer Welt herrscht Heil und Unheil“, stellte der Pfarrer in seiner Predigt fest. „Jesus hat mit der Sendung des Hl. Geistes, des guten Geistes Gottes, gegen das Böse einen Kontrapunkt gesetzt. All die vielen Kriege all überall auf der Weltscheinen kein wirkendes Zeichen zu sein, denn von der Geschichte von Kain und Abel zieht sich das Morden, der Menschenhass, die Entwürdigung des Menschen durch die Menschheitsgeschichte. Keinen Tag hat es wohl gegeben, wo einmal auf der Welt tatsächlich Friede herrschte.“ Dann betonte er: „Kriege sind keine Naturereignisse. Sie brechen zwar über viele unschuldige Menschen herein wie ein Wirbelsturm oder Erdbeben, zerstören Besitz und Lebenspläne, töten Freunde und Verwandte. Aber Kriege ‚passieren’ nicht, sondern sie werden gemacht, heraufbeschworen, herbeigezettelt von Menschen. Wir werden nie verstehen, warum der scheinbar vernunftbegabte Mensch nicht aus der Geschichte zu seinem eigenen Interesse lernt!“

Dagegen die Früchte des Glaubens: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundschaft, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung. „Wo Mensch den Frieden des Herzens hat, wird er auch leichter fähig sein zum Frieden, Verstehen und Versöhnung zum anderen. Zwar wird es heute und in Zukunft Militär in den Staaten wohl geben müssen, d. h. Friedensdienst mit den Waffen, aber nicht um Völker zu unterwerfen oder zu vernichten. So gehöre alle jenen Wertschätzung, die sich für den Erhalt des Friedens ihr Leben aufs Spiel setzen.“ Ganz besonderer Dank gelte unseren Veteranen, die vieles in den Kriegen durchmachten, die aber lebend zurückkamen und als Zeitzeugen Mahner des Friedens sind.

In den Fürbitten wurde u.a. gebetet, dass Gott die Mächtigen dieser Welt in ihrem Tun zum Geist des Friedens, der Verständigung und der Versöhnung bewege; für alle, die sich in Bundeswehr und anderen Formen dem Friedensdienst stellen und ihr Leben – wenn notwendig – für das Wohl, die Freiheit und den Frieden anderer einsetzen; für all jene, die Krieg und Gefangenschaft durchgemacht haben – lass sie Mahner für den Frieden sein; für alle Toten, aber auch leidvoll Hinterbliebenen von Krieg, Terror, Katastrophen, Gewalt und Unglück.

Zum Totengedenken an die vielen Millionen Toten der letzten Kriege auf allen Kriegsschauplätzen der Welt und ihrer Hinterbliebenen legte der Vorsitzende des Krieger- und Reservistenverein Ensdorf, Erich Brem, zusammen mit Bürgermeister Markus Dollacker am Kriegerdenkmaleinen einen Kranz nieder. Dazu spielte die Blaskapelle Ensdorf unter Leitung von Hubert Haller den „Guten Kameraden“ während Schirmherr Peter Hammer Ehrensalut schoss.

Zum Frühschoppen spielte die Blaskapelle Ensdorf im Festzelt auf. Nachmittags fand eine großer Festzug, angeführt von der Musikkapelle durch das Dorf. Darunter die Reservisten-, Militär- und Kriegerkameradschaften aus Ammerthal, Hohenkemnath, Etsdorf, Freudenberg-Wutschdorf, Ursensollen, Hausen, Traßlberg, Adertshausen, Rieden und Amberg. Dazu die Feuerwehren aus Ensdorf, Thanheim und Wolfsbach, die Edelweißschützen Wolfsbach, Wanderfreunde, Schnupfer, Pfadfinder, und DJK aus Ensdorf sowie der Obst- und Gartenbauverein. Auf der Kutsche, gezogen von zwei herrlich herausgeputzten Rössern fuhren als Ehrengäste Schirmherr Peter Hammer, Ehrenmitglied Altbürgermeister Georg dirmeier, Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein und Bürgermeister Markus Dollacker mit.

Anschließend spielte „Ding’ Dang’l & Friends zur Unterhaltung. Die Krieger- und Reservisten scheinen einen guten Draht zu Petrus zu haben. Das Wetter hielt entgegen dem Wetterbericht sich mit Regen zurück. Erst gegen 18.30 Uhr trieb ein kräftiger Gewitterschauer die „Freiluftgäste“ ins Festzelt.